Sebastian Krämer Foto: Gerald von Foris

TÜPFELHYÄNEN

oder die Entmachtung des Üblichen mit den Mitteln des Chansons

So müssen Protestsongs! Scharfsinnig, witzig, tiefgründig, schmissig. Und so versponnen, daß erst nach einer Weile deutlich wird, wogegen sich der Protest eigentlich richtet: nämlich alle Erscheinungsformen von Phantasielosigkeit und Fremdbestimmung. Freiheit ist nichts für zwischendurch und die Feierabende.

Wo es Kabarettisten bei launigen Bestandsaufnahmen, bei Beschwerden zur Stabilisierung ihres Anstoßes, bewenden lassen, macht Sebastian Krämer Vorschläge: Kinos von außen und Flohmärkte nur noch bei Regen zu besuchen, sich in Fragen des Lebensstils ein Beispiel an den Tüpfelhyänen zu nehmen und in Fragen der Haltung an halbautomatischen Schallplattenspielern.

Über all dem schwebt der kategorische Imperativ in den Zeiten des Kapitalismus: "Handle stets so, daß du zugleich gutheißen könntest, für die selbe Tätigkeit nicht entlohnt zu werden, sondern im selben Umfang zahlen zu müssen, um sie ausführen zu dürfen."

Wer Krämer nicht kennt, der weiß vielleicht gar nicht, daß das gleichzeitig geht: Musik, die berührt und überrascht und Texte von eindringlicher Geschliffenheit, die ganze Romane in wenigen Minuten erzählen, eine Kleinigkeit voll Humor zum Leuchten bringen, oder uns in Abgründe des Schreckens oder der Sehnsucht reißen. Dazu eine einfühlsam filigrane Stimme, die die oft schonungslosen Scherze lapidar überspielt, um den Feinheiten nachzuspüren.

Doch, doch, lachen werden Sie an einem Abend mit Sebastian Krämer auch. Sogar ständig. Aber Sie werden am Ende nicht der Meinung sein, daß es sich dabei um den entscheidenden Ertrag handelt.

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